Psychische Belastungen am Arbeitsplatz erfolgreich evaluieren
Die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen ist ein essenzieller Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Praktische Tipps und wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, wie Unternehmen psychische Belastungen effektiv reduzieren und ein gesundes Arbeitsumfeld fördern können. Doch wie wird sie erfolgreich umgesetzt? Wir stellen einige wichtige Erfolgsfaktoren für eine gelungene Arbeitsplatzevaluierung vor!
Psychische Belastungen als betriebliches Handlungsfeld
Erhöhte psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind längst keine Besonderheit mehr. Laut einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) berichten fast 50 % der Erwerbstätigen von hohen Arbeitsanforderungen, die ihre psychische Gesundheit beeinflussen (BAuA, 2022). Um diesem Trend entgegenzuwirken, verpflichtet das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (Ö) bzw. Arbeitsschutzgesetz (D) Unternehmen dazu, eine Arbeitsplatzevaluierung durchzuführen – auch in Bezug auf psychische Belastungen. Doch wie gelingt es, diese Evaluierung nicht nur gesetzeskonform, sondern auch nachhaltig und wirksam zu gestalten?
Erfolgsfaktoren zur Arbeitsplatzevaluierung
Dieser Beitrag beleuchtet die zentralen Erfolgsfaktoren, von einer systematischen Planung über die Einbindung der Belegschaft bis hin zur nachhaltigen Umsetzung der Ergebnisse – ab dem Jahr 2025 und darüber hinaus.
1. Erfolgsfaktor: Klare Zielsetzung und Planung
Der erste Schritt zur erfolgreichen Evaluierung ist eine systematische und umfassende Planung. Organisationen sollten klare Ziele definieren: Geht es beispielsweise um die Identifikation von gemeinsamen Stressoren, um die Entwicklung konkreter Präventionsmaßnahmen oder um die sichere Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben?
- Praxis-Tipp: Entwickeln Sie zunächst ein Evaluierungskonzept, das auf die spezifischen Bedürfnisse Ihres Unternehmens zugeschnitten ist. Checklisten und Leitfäden, wie jene der Arbeitsinspektion bzw. BAuA, können hierbei hilfreich sein. Sofern in Vergangenheit bereits Evaluierungen durchgeführt wurden, stellen Sie sich die Frage, was Sie aus betrieblicher Sicht daraus gelernt haben.
2. Erfolgsfaktor: Einbindung aller Stakeholder
Ein zentraler Schlüssel zum Erfolg ist die aktive Beteiligung der diversen Stakeholder und insbesondere der eigenen Belegschaft. Mitarbeitende sind die Expert*innen für ihre eigenen, alltäglich erlebten Arbeitsbedingungen. Eine Untersuchung von Semmer et al. (2019) zeigt, dass partizipative Ansätze (z.B. Workshops in der Gruppe) zu höheren Akzeptanzraten und wirksameren Maßnahmen führen. Das erleben wir auch auf Anbieter-Seite sehr häufig in der Praxis!
- Praxis-Tipp: Führen Sie anonymisierte Mitarbeiterbefragungen und/oder moderierte Workshops durch, um ehrliches Feedback zu erhalten.
3. Erfolgsfaktor: Kompetenz der Evaluierenden
Die Qualität der Arbeitsplatzevaluierung hängt maßgeblich von den Kompetenzen der durchführenden bzw. steuernden Personen ab. Externe Berater*innen oder interne Fachkräfte für Arbeitnehmer*innenschutz sollten über fundiertes Wissen zu psychischen Belastungen und dessen Methoden verfügen. Wir von WorkPlaceHealth können Sie hierbei professionell unterstützen – egal, ob Sie am Anfang Ihrer Planung stehen oder bereits konkrete Schritte umsetzen möchten. Erfahren Sie mehr über unsere Leistungen in der Arbeitsplatzevaluierung.
- Praxis-Tipp: Schulen Sie Ihr Team gezielt oder ziehen Sie Expert*innen hinzu, die Erfahrung im Umgang mit den häufigsten Herausforderungen einer erfolgreichen Arbeitsplatzevaluierung haben, denn Stolpersteine gibt es genügend.
4. Erfolgsfaktor: Klare Kommunikation
Transparenz schafft Vertrauen. Informieren Sie Ihre Mitarbeitenden frühzeitig über die Ziele, Nicht-Ziele und den geplanten Ablauf der Evaluierung.
- Praxis-Tipp: Nutzen Sie verschiedene Kommunikationskanäle, z. B. Intranet, Teammeetings oder Aushänge, um alle Beteiligten zu erreichen. Der passende Kommunikationsmix sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit und zeigt auf, dass Sie das Vorhaben ernstnehmen.
5. Erfolgsfaktor: Nachhaltige Verfolgung der Ergebnisse
Die Evaluierung sollte nicht nur als Analyse betrachtet werden, denn eine Erhebung allein reicht nicht aus. Die Ergebnisse müssen stets in konkrete Maßnahmen münden, die langfristig evaluiert und angepasst werden. Das Evaluieren ist ein kontinuierlicher Prozess, denn regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen stellen sicher, dass Maßnahmen nachhaltig wirken.
- Praxis-Tipp: Erstellen Sie einen Maßnahmenplan und definieren Sie Verantwortlichkeiten. Regelmäßige Nachkontrollen sichern die Wirksamkeit.
Unser Fazit
Die Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen ist ein komplexer, aber unverzichtbarer Prozess für ein gesundes Arbeitsumfeld und zur Entwicklung einer Präventionskultur. Mit einer durchdachten Planung, der Einbindung der Mitarbeitenden und einer nachhaltigen Umsetzung können Organisationen nicht nur ihre gesetzlichen Pflichten erfüllen, sondern auch die Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Belegschaft fördern. Setzen Sie auf einen partizipativen Ansatz und nutzen Sie die Erkenntnisse aus der Evaluierung, um Ihr Unternehmen zukunftsfähig und resilient zu gestalten.
Referenzen
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2022). Arbeitszeitreport Deutschland 2022. Abrufbar unter: https://www.baua.de
- Müller, T., & Schmidt, H. (2021). Flexible Arbeitszeiten: Ein Erfolgsmodell. Journal of Workplace Health Management, 15(3), 123-135.
- Semmer, N. K., Grebner, S., & Elfering, A. (2019). Stress am Arbeitsplatz: Theoretische Grundlagen und praktische Konsequenzen. Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit, 14(2), 89-101.
Autor
Daniel Ott-Meissl, MSc
Co-Founder & Geschäftsführer WorkPlaceHealth
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